Aids in Deutschland
In den 90er Jahren kam es jährlich zu etwa 2000 HIV-Neuinfektionen. Von 2000 bis 2006 stieg die Zahl der Neuinfektionen jährlich kontinuierlich an, besonders bei Männern, die Sex mit Männern haben. Seit 2007 scheinen sich die jährlichen Neuinfektionen bei einem Wert von etwa 3000 zu stabilisieren. Ende 2008 lebten etwa 63.500 HIV-infizierte Menschen in der Bundesrepublik, davon 51.800 Männer und 11.700 Frauen sowie ca. 200 Kinder. 10.500 von ihnen sind an AIDS erkrankt.
Von den etwa 3000 Neuinfizierten waren etwa 88 Prozent Männer; geschätzte 72 Prozent von ihnen sind Männer, die Sex mit Männern haben, 20 Prozent waren Übertragungen durch heterosexuellen Sex, 8 Prozent Infektionen durch infizierte Spritzen bei Drogenmissbrauch und weniger als ein Prozent Übertragungen von der Mutter auf das Kind während der Schwangerschaft und der Geburt.
Die Zahl der neu an AIDS Erkrankten lag Ende 2008 bei 1100. Von Anfang der 1980er Jahre bis 2008 haben sich in der Bundesrepublik Deutschland etwa 81.500 bis 86.000 Menschen mit HIV infiziert, etwa 35.200 Menschen sind an AIDS erkrankt und etwa 27.500 sind an den Folgen der HIV-Infektion gestorben.
Die vom Berliner Robert Koch-Institut (RKI) ermittelten Daten zur Verbreitung von HIV und AIDS sind nur begrenzt mit früher publizierten Schätzungen vergleichbar, da zusätzliche Daten und Informationen sowie die Anpassung der Erhebungsmethodik die Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern.
Es gibt Befürchtungen, dass die Infizierungsrate ansteigt, da zum einen die Aufklärungswelle der 1990er Jahre verebbt sei und sich zum anderen gerade bei Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren eine erstaunliche Unkenntnis in Bezug auf die latente Ansteckungsgefahr beim ungeschützten Sexualakt zeigt. So behauptet erschreckenderweise jeder fünfte Jugendliche, dass man einem HIV-Positiven „die Krankheit ansehen könne“. Hinzu kommt eine Verharmlosung und gelegentliche Faszination von Gefahren, die bei manchen zu bewusst risikoreicherem Verhalten (Barebacking) führt.
Grund zur Besorgnis gibt weiterhin der kontinuierliche Anstieg von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Nicht nur, dass sich damit das Risiko einer Ansteckung erhöht, es zeigt auch, dass die Akzeptanz von Kondomen rückläufig zu sein scheint. Diese Befürchtungen werden bestärkt durch die Tatsache, dass sich nach Angaben des Robert Koch-Institutes in den ersten acht Monaten des Jahres 2005 zwanzig Prozent mehr Menschen mit HIV angesteckt haben als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres.
Mehr als 80 Prozent sind Männer und nahezu 70 Prozent der Gesamtzahl sind Männer, die gleichgeschlechtliche Kontakte hatten. Das Infektionsrisiko für diese Männer ist damit doppelt so groß wie vor fünf Jahren − und so hoch wie seit dreizehn Jahren nicht mehr.
In Deutschland zählt AIDS mit etwa 650 Toten pro Jahr zu den unbedeutendsten Todesursachen. Nach der Statistik des Bundesamts in Wiesbaden erlagen von 2002 bis 2006 jährlich zwischen 518 und 504 Menschen in Deutschland den Folgen der Immunschwäche. 83 Prozent der Opfer waren im vergangenen Jahr Männer, 17 Prozent waren Frauen. Im Vergleich zu 1996 sank die Zahl der Todesfälle 2006 allerdings um 68 Prozent, was auf einen Erfolg der Langzeitmedikationen hinweist. Das durchschnittliche Sterbealter stieg in diesem Zeitraum von 41 auf 48 Jahre und acht Monate.